Gesundheit für alle
„Eine grenzüberschreitende, regionale Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich ist durch die aktuellen Ereignisse noch bedeutsamer und dringender worden.“ Mit diesen Worten leitete Univ.-Prof. Dr. Franz Schausberger, Präsident des Instituts der Regionen Europas (IRE) die Fachkonferenz „Gesundheit für alle“ am 24. Feburar 2016 im Konferenzzentrum in Hallwang bei Salzburg ein. Die Problematik enormer Flüchtlingsströme erfordere eine neue Lösung. Schausberger: „Wir machen im Moment alles, um eine der Säulen der europäischen Idee – den freien Personen- und Warenverkehr – wesentlich einzuschränken. Wenn wir den europäischen Gedanken sinnvoll weiterführen wollen, müssen wir in anderen Bereichen die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg – letztendlich europaweit – intensivieren“.
Ein solcher Bereich der grenzüberschreitenden Kooperation ist jener der Gesundheitspolitik – womit sowohl die Gesundheitsförderung als auch Gesundheitsversorgung gemeint sind. Das Bundesland Salzburg sei prädestiniert, hier weiter Vorreiter zu sein, weil es an der Grenze liege und bereits zahlreiche Kooperationen betreibe. Weitere seien dringend geboten, so Schausperger.
Der Kostendruck steige, die öffentliche Hand würde immer mehr Geld für die Krankenversorgung ausgeben und die Qualitätsstandards müssten weiterhin hoch bleiben. Daher müsse man nach Wegen suchen, mit dem vorhandenen Geld rationell umzugehen und gleichzeitig die Versorgungsstandards zu halten, meint Schausperger weiter: „Die regionale grenzüberschreitende Kooperation wird von der Europäischen Union besonders gefördert. Die gesetzlichen Rahmenbedinungen wurden bereits geschaffen. Jetzt geht es darum, auf nationaler Ebene Vereinbarungen zu treffen, die den Regionen eine grenzüberschreitende Kooperation ermöglichen.“
Dr. Matthias Wismar, Senior Health Policy Analyst der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fügte hierzu an, gegenwärtig fehle eine Bestandserhebung, wie viele grenzüberschreitende Kooperationen vorlägen. Aber „mein Eindruck ist, dass es zunehmend zwischenstaatliche Vereinbarungen gibt, die diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit verbessern soll und mein Eindruck ist auch, dass die europäische Patientenrechtsrichtlinie ein bißchen Rückenwind gegeben hat, weil der Rechtsrahmen sehr klar formuliert wurde“, so Wismar.
Wie viele und welche grenzübergreifenden Projekte in der Gesundheitsförderung betrieben werden, behandelte dann Anna Krappinger, MA, Gesundheitsreferentin mit Schwerpunkt kommunales Setting des „Fonds Gesundes Österreich“: „Es gibt einzelne, aber es sind noch relativ wenige, weil es natürlich auch administrative und bürokratische Hürden – wie überall – zu überwinden gibt und darin eine Herausforderung liegt. Was wir sehen ist, dass sich sehr viel im Bereich der Regionalentwicklung tut, das heißt, grenzüberschreitend oder in der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Gemeinden.“
„Es gibt noch viel zu tun, um ein europäisches Gesundheitswesen tatsächlich zu schaffen!“ resümmierte Schausberger. Das Institut der Regionen Europas will mit dieser Konferenz anregen, regionale Kooperationen zu starten und umzusetzen.
Bei der anschließenden Fachkonferenz diskutierten namhafte Experten (siehe Programm), unter anderem Prof. Dr. Hanjo Allinger, Geschäftsführer des Instituts für empirische Wirtschafts- und Sozialforschung aus München, Dr. Mireia Canals Botines, Generalsekretärin der Euroregion Pyrenäen- Mediterranean in Barcelona, Elisabeth Gampert-Zeisberger, MSc, Leiterin der Abteilung Gesundheit bei der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK), Dr. Heinrich Gmeiner, Koordinator bei „Gesundes Oberösterreich“, Dipl.oec.troph. Iris Grimm vom Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG), Mag. Elke Ledl, Leiterin der Stabstelle EU des Niederösterreichischen Gesundheit und Sozialfonds (NÖGUS), Alexander Meindl, Referent für Europaangelegenheiten von der AOK Bayern, Primar Univ. Prof. Dr. Herbert Resch, Rektor der Paracelsus Privatuniversität (PMU) in Salzburg und Brigitte Van der Zanden, Managing director der Foundation euPrevent|EMR.
An der Gesundheitskonferenz nahmen mehr als 100 internationale Gäste aus Deutschland, Spanien, Holland, Slowenien, Österreich und Brüssel teil. Die Podiumsdiskussionen wurden von Claus Reitan und Evelyne Huber moderiert.
Weitere Infos: www.institut-ire.eu