Ein enormer Stress, ich kann das aus all meinen journalistischen Recherchen unterstreichen. Zusätzlich zu den vielen Alltags-Problemen kristallisiert sich die Gleichstellungsdebatte als zusätzlicher Stressator heraus und bewirkt, dass die Grenzen zwischen den Geschlechtern zunehmend verwischen. Mit einem bitteren Beigeschmack – dem Verlust der Geschlechteridentität und der Polarität. Nach 6000 Jahre Patriachat leben wir heute in einer postemanzipatorischen Zeit. Eine Zeit, in der sich die Gegenbewegung der Frauen wieder einpendeln und langsam pausieren sollte. Sie hat viel erreicht, viel Gutes.
Doch wo stehen wir heute? Männnern fehlen Lebensentwürfe sowie Männerbilder und Frauen zahlen für ihre Freiheit einen hohen Preis. Denn um “ihre Frau” stehen zu wollen, glauben viele Frauen heute, sie müssten besser und härter sein als der beste Mann. Ihre ur-weiblichen Eigenschaften werden im Mitleidenschaft gezogen, männliche Verhaltensweisen gehen in Fleisch und Blut über und das, was das Frau-sein ausmacht, das Empfangen können, geht vielen gleichgestellten, erfolgreichen Frauan verloren. In ihnen herrscht ein innerer Mann, der in anderen Männern eine Konkurrenz sieht. So mutiert der Mann im Wettbewerb um den Erfolg zum natürlichen Feind der Frau. Der Lebensfluss, der aus der Polarität strömt, beginnt zu versiegen.
Vielleicht ist es so, wie es ein Zitat des kanadischen Indianerstammes Cree meint: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen feststellen, dass man Geld nicht essen kann”. Nur heißt das Zitat dann: “Erst wenn die letzte Frau zum Mann und der letzte Mann zur Frau geworden ist, werden wir feststellen, dass die archetypischen femininen und maskulinen Qualitäten nicht gleichgestellt werden können.”
Posted by Evelyne Huber