Die Angst regiert Deutschland
Ein Kommentar von Claus Reitan zur Wahl in Deutschland:
Die deutsche Republik ist in Aufruhr, die Politik ist blamiert. In drei deutschen Bundesländern hat die national-populistische Alternative für Deutschland (AfP) auf Anhieb den Sprung in die Landesparlamente geschafft.
Für dieses Votum müssen unter den 12,7 Millionen Wahlberechtigten und 8,5 Millionen tatsächlichen Wählern am Sonntag, 13. März 2016 starke Motive vorgelegen sein. In Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt gehen zwischen 12 und 24 Prozent der gültigen Stimmen an diese völlig neue Partei der Stimmungsmacher. Etablierte Parteien und Kommentatoren schaffen es nicht, auf diesen Protest angemessen zu reagieren. Seit Monaten diskutieren das deutsche Establishment und sein Feuilleton erbittert, wie rechts, reaktionär und verwerflich AfP denn sei.
Da ist einiges dran, aber die Frage nach der Ursachen für die Zustimmung wurde nicht beantwortet. Diese liegt unter anderem in der Angst der Vorletzten und Fast-Habenichtse, in Zeiten der Krise und starker Zuwanderung auf die letzten Plätze verwiesen zu werden. Es ist die Angst um Sicherheit, Stabilität und Wohlstand, die diesen Wählern die Hand auf dem Stimmzettel führt. Deren Abstiegsangst findet in der Politik ihre Entsprechung in der Angst vor Machtverlust. Dieser droht, so vermeinen Regierende, wenn sie nicht ständig Wachstum und Wohlfahrt versprechen. Inzwischen fehlen jedoch nicht nur die Mittel für den Stimmenkauf, sondern ist längst ein globaler Konflikt um die noch verfügbaren entstanden. Sich das einzugestehen, fürchtet jeder. In einer Regierung ebenso wie auf der Straße. Es wäre aber der Beginn einer Politik wohlverstandener Nachhaltigkeit. Gelänge diese, bräuchte niemand mehr Angst zu haben geschweige denn AfP zu wählen.
