Nein! Denn die Sache mit der Prioritäten-Setzung funktioniert so eben nicht. “Es wäre ideal, wenn wir – als Einzelne und als Gesellschaft – ein Gleichgewicht erreichten könnten zwischen der Ernährung des Körpers und des Geistes, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Altruismus und Eigennutz.” meinen der Journalist Hal Straus und der Psychiater Jerold J. Kreisman im Buch “Ich hasse Dich-verlass mich nicht. Die schwarzweiße Welt der Borderline-Persönlichkeit” (S. 107) dazu. Und die beiden weisen in weiterer Folge darauf hin (S. 114) dass sich die Rollenmuster in den letzten 25 Jahren stark verändert haben und Frauen heute vor einer verwirrenden Ansammlung von Erwartungen stehen: Angefangen bei der alleinstehenden Karrierefrau über die verheiratete Karrierefrau und die traditionelle, erziehende Mutter bis hin zur Supermutter, die versucht Ehe, Karriere und Kinder erfolgreich unter einen Hut bringen will.
Diese Vereinbarkeitswahn hat einen hohen Preis: quälende Lebensentscheidungen, Belastungen der Beziehungen zu Mann und Kinder und der Stress, der aus all dem resultiert. Und schließlich: Verwirrung über das eigene Leben und die Lebensziele, was nicht selten in einer saftigen Borderline-Persönlichkeitensströrung endet. Fazit: Die Vereinbarkeit lässt sich nicht vereinbaren. Familie und Beruf lassen sich organisieren, aber nicht vereinbaren. Vereinbaren muss jedoch jede Frau mit sich selber, welches Leben sie führen will und welche Prioritäten sie in ihrem Leben setzen will. Und wenn hier bei einer Frau “Karriere” steht, dann lässt sich kein Kind “nebenbei” vereinbaren.
Und wenn mich nun jemand fragt, wie ich das mit meinen eigenen zwei Kindern gemacht habe, als sie klein waren, dann antworte ich: Ja, genau so. Dahinter steckt ein mir sehr wichtiger Gedanke: Ich lebe nicht für mich selber! Ich lebe für meine Ahnen und für meine Nachkommen. Ich gehöre zu einer Folge von Generationen, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben und sich in die Zukunft erstrecken. Und wannimmer es in der Vergangenheit Diskussionen darüber gab, folgte und folge ich stets einem Ziel: Das meiste im Leben ist ersetzbar, meine Kinder jedoch nicht!
Posted by Evelyne Huber